Remedios – koloniale Kleinstadt an Kubas Nordküste

Remedios ist eine Kleinstadt in der Provinz Villa Clara, die rund fünf Kilometer von der kubanischen Nordküste entfernt im Inselinneren liegt. Sehenswert ist das historische Stadtzentrum mit seinen zahlreichen pastellfarbenen Kolonialhäusern.

Remedios – architektonisches Kleinod


Die 46.000 Einwohner zählende Stadt Remedios ist ein architektonisches Kleinod im Norden Kubas. Von Touristen nahezu unbemerkt führt die Stadt noch ein Schattendasein. Reisende zieht es eher in die Provinzhauptstadt Villa Clara und in die 100 km weiter südlich gelegene Hafenstadt Trinidad. Viele wissen nicht, dass Remedios über ein umfangreiches Erbe aus der Kolonialzeit verfügt. In den Straßen und Gassen reihen sich ein- bis zweistöckige Häuser mit bunt getünchten Fassaden aneinander. Die meisten Gebäude stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, einige aus dem 17. Jahrhundert. Im Jahr 1980 erklärte die Regierung der Karibikinsel das gesamte historische Stadtzentrum mit seinen kolonialen Wohnhäusern und Villen zum kubanischen Nationalmonument. Ein hervorstechendes Beispiel für die zauberhafte Kolonialarchitektur in der Stadt ist das Hotel Camino del Principe. Das Haus liegt im Zentrum der Altstadt an der Plaza Marti und besticht mit seiner pastellfarbenen Fassade. Vor den hohen Fenstern befinden sich schmiedeeiserne Gitter, die auf halber Höhe enden. Die Vorderfront des zweigeschossigen Kolonialgebäudes besteht aus zwei übereinanderliegenden Terrassen mit Säulenarchitektur.

Geschichte von Remedios

Remedios wurde im Jahr 1514 von spanischen Eroberer Vasco Porcallo de Figueroa auf dem Gebiet eines Dorfes der indigenen kubanischen Ureinwohner gegründet. Damit zählt die Stadt an der Nordküste Kubas zu den ältesten Kolonialsiedlungen auf der Karibikinsel. Die Siedlung erhielt zunächst den Namen Santa Cruz de la Sabana. Obwohl die Ortschaft fünf Kilometer von der Küste entfernt im Landesinneren lag, mussten sich die Bewohner ständig gegen Piratenüberfälle zur Wehr setzen. Ab dem 16. Jahrhundert kam es zu einem konstanten Bevölkerungswachstum durch Landzuteilungen. Das Stadtrecht wurde Remedios im Jahr 1550 verliehen. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts betrieben die Bewohner nahezu ausschließlich Landwirtschaft und Viehzucht. Das war ein einträgliches Geschäft, denn Fleisch und Getreide wurden bis nach Florida exportiert. Ab dem späten 17. Jahrhundert nahm die Zuckerrohrproduktion Fahrt auf. Später bauten die Bewohner von Remedios Kaffee, Tabak und Kakao an.

Plaza Marti im Stadtzentrum


Die Plaza Marti ist der zentrale Treffpunkt im historischen Stadtzentrum. Der Platz wird von den schönsten Kolonialbauten der Stadt gesäumt und ist der belebte Mittelpunkt von Remedios. Reizvolle Bauwerke im Kolonialstil sind das ehemalige Casino Espanol, in dem heute das Casa de la Cultura untergebracht ist und das Café Louvre aus dem Jahr 1866. Noch älter ist das Hotel Mascotte mit seiner sonnengelben Fassade. Das Kolonialgebäude wurde im 18. Jahrhundert erbaut  und verfügt über einen schmucken Innenhof mit Säulengängen im Untergeschoss und im ersten Stockwerk. Einen eindrucksvollen Kontrast zur leuchtend gelben Fassade bilden die blau gestrichenen Läden der bodentiefen Fenster. Wer Zeit und Muße hat, lässt sich in einem Straßencafé nieder und beobachtet das Treiben auf der Plaza Marti. Kinder spielen auf dem Pflaster und ab und zu rollt ein zusammengeflickter amerikanischer Straßenkreuzer vorbei. Radfahrer machen klingelnd auf sich aufmerksam und selbst voll beladene Pferdefuhrwerke traben manchmal die Straße entlang.

Iglesia Mayor San Juan de Bautista: Kirche aus dem 16. Jahrhundert

Neben den zahlreichen Kolonialbauten fällt an der Plaza Marti sofort die Iglesia Mayor San Juan de Bautista ins Auge. Die Kirche gehört zu den ältesten Gebäuden in Remedios. Das Gotteshaus stammt aus dem 16. Jahrhundert und mit dem Bau wurde kurze Zeit nach der Stadtgründung begonnen. Die barocken Elemente an der Fassade und der Barockaltar kamen später hinzu. Zwischen 1944 und 1954 wurde die Kirche umfassend restauriert. Die finanziellen Mittel stellte der kubanische Millionär Eutimio Falla Bonet zur Verfügung. Zur großen Überraschung der Bevölkerung wurde im Zuge der Renovierungsarbeiten eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Unter der weißen Farbe, mit denen die 13 Altäre gestrichen waren, kam ein Überzug aus Blattgold zum Vorschein. Dabei handelte es sich um die ursprüngliche Dekoration, die im 16. Jahrhundert aufgrund der sich häufenden Piratenüberfälle einfach übertüncht wurde. Heute erstrahlen die Altäre in altem Glanz und erzeugen eine ganz besondere Atmosphäre im Inneren der Kirche. Eine weitere Kirche an der Plaza Marti ist die Iglesia de Nuestra Señora del Buen Viaje. Sie ist wegen Baufälligkeit geschlossen und kann nicht besichtigt werden.

Museen in Remedios

Ein Museumsbesuch bietet sich immer dann an, wenn der Himmel die Schleusen öffnet und ein tropischer Regenguss über Remedios niedergeht. Musikfreunde dürfen sich nicht einen Besuch im Museo Alejandro Garcia Caturla entgehen lassen. Es ist dem gleichnamigen kubanischen Komponisten gewidmet, der im Jahr 1906 in Remedios geboren wurde. Er gilt als Universalmusiker, der afro-kubanische Themen mit modernen Elementen verband. Caturla war gelernter Jurist und arbeite neben der Musiker- und Komponistenkarriere als Anwalt und Richter. In beiden Funktionen trat er vorrangig für die Rechte der Armen ein und entschied Rechtsstreitigkeiten als Richter häufig zugunsten der Mittellosen. Diese liberale Einstellung wurde ihm zum Verhängnis, denn im November 1940 wurde er im Alter von 34 Jahren ermordet. Ein weiteres Museum ist das Museo de las Parrandas Remedianas. In den Ausstellungsräumen dreht sich alles um das traditionelle Volksfest Las Parrandas, das alljährlich in Remedios zelebriert wird.

Las Parrandas – traditionelles Volksfest im Dezember


Las Parrandas ist ein traditionelles Volksfest, das seine Wurzeln im 18. Jahrhundert hat und als das älteste Kubas gilt. Pfarrer Francisco Virgil de Quinones hatte irgendwann in der Vorweihnachtszeit die Idee, Kinder aus Remedios mit Rasseln, Töpfen und Blechtrommeln auszurüsten und durch die Straßen der Stadt zu schicken. Sie sollten mit ihren Utensilien großen Lärm veranstalten, um die Bevölkerung auf die Messen in der Adventszeit aufmerksam zu machen. Das Unterfangen wurde ein voller Erfolg: Die Gotteshäuser waren zur Messe voll und Pater Francisco war zufrieden. Damals ahnte er nicht, dass er mit diesem Ritual den Grundstein für eine pompöse Straßenparty gelegt hatte, die bis heute alljährlich im Dezember gefeiert wird.

Ablauf des Volksfestes

Im Mittelpunkt von Las Parrandas steht ein Wettstreit der Stadtbezirke San Salvador und Carmen. Die Bewohner versuchen sich mit Tänzen von Salsa bis Rumba und einem aufwendigen Feuerwerk gegenseitig zu übertreffen. Ganz im Sinne der alten Tradition wird viel gelärmt. Anschließend folgt eine Parade kunstvoll ausstaffierter Karnevalswagen, an denen Wagenbauer teilweise monatelang gearbeitet haben. Der Umzug endet an der Plaza Marti im Zentrum von Remedios. Nachdem der letzte Prunkwagen Stellung bezogen hat, folgt ein weiteres Feuerwerk, das von Tänzen bis tief in die Nacht hinein abgelöst wird. Mit besinnlichen Weihnachtsfeiern haben die Stadtbewohner nichts am Hut. Das Volksfest erreicht am Heiligabend seinen Höhepunkt und die Stimmung ist prächtig. Ganz Remedios scheint auf den Beinen zu sein. Ferkel werden über dem offenen Feuer gegrillt, an mobilen Verkaufsständen schenken Straßenverkäufer Rum aus und aus großen Boxen dröhnt Musik. Andere Städte in der Provinz Villa Clara haben die Tradition übernommen und veranstalten ähnliche Feste in der Vorweihnachtszeit. Las Parrandas wird unter anderem in der Provinzhauptstadt, in Sancti Spiritus und Ciego de Avila gefeiert.

Shoppen in Remedios

Das Shoppen ist in Remedios, wie in den anderen kubanischen Städten, eher eine Jagd nach originellen Souvenirs als nach Modeschnäppchen. Die Mangelwirtschaft in dem sozialistischen Land und das Wirtschaftsembargo haben ihre Spuren im Einzelhandel hinterlassen. Ein Kunsthandwerksladen mit dem Namen Artesania befindet sich an der Plaza Marti. Neben dem üblichen Kitsch wie Schlüsselanhänger mit dem Konterfei von Che Guevara gibt es einige authentische Souvenirs. Unter anderem werden in dem Geschäft traditionelle Parrandas-Masken und originelle Musikinstrumente angeboten. Diese Andenken bekommen Touristen nur in Remedios. Wer dem Geschmack kubanischer Zigarren verfallen ist, sollte dem Zigarrenladen Tres Reyes einen Besuch abstatten. Er liegt an der Kreuzung der Straßen Máximo Gómez und Margali und hat exzellente Zigarren im Programm.

Baden auf den Inseln des Sabana-Archipels


Die Inseln des Sabana-Archipels vor der kubanischen Nordküste sind von Remedios schnell und komfortabel mit dem Mietwagen zu erreichen. Die Anfahrt nach Cayo Santa Maria ist bereits ein Erlebnis. Die Insel ist über einen Damm mit dem Festland verbunden, der durch eine Lagune mit Mangrovenwäldern führt. Mit etwas Glück zeigen sich Pelikane, Flamingos und Seeadler an der 48 km langen Strecke. Um das empfindliche Ökosystem weitestgehend zu schonen, wurden zahlreiche Brücken eingebaut. Türkisblau oder smaragdgrün schimmert das Wasser an den schneeweißen Stränden von Cayo Santa Maria in Abhängigkeit vom Lichteinfall. Das Meer hat Badewannentemperatur und an kleinen Korallenriffen vor der Küste tummeln sich bunte Fischschwärme. Auf den Inseln Cayo Santa Maria und Cayo Las Brujas gibt es Hotels direkt am Strand, deren Einrichtungen Tagesbesucher gegen eine Gebühr nutzen können. Da die Sonneninseln nur über wenig Vegetation verfügen und Schatten spendende Palmen fehlen, ist es angebracht, einen Sonnenschirm zu mieten, sofern dieses Utensil nicht im Kofferraum des Mietwagens mitgeführt wird.

Ausflug nach Caibarién

Nur fünf Kilometer von Remedios entfernt liegt das Küstenstädtchen Caibarién am Atlantischen Ozean. Hier weht fast immer eine Brise, denn der Nordostpassat macht sich an der kubanischen Nordküste besonders bemerkbar. Ein Bummel auf der Uferstraße Malecón führt an zwei Restaurants vorbei, in denen frische Fischgerichte serviert werden. Der Strand des Städtchens ist kein Karibikparadies, kann aber für eine erfrischende Abkühlung genutzt werden. Von Remedios verkehren mehrmals täglich Busse nach Caibarién. Hobbyangler können sich im Hafen einer geführten Hochseeangeltour anschließen. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Fährverbindungen zu den Inseln Cayo Las Brujas, Cayo Conuco und Cayo Santa Maria.

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