Bayamo – Metropole am Fuß der Sierra Maestra

Bayamo ist eine 235.000 Einwohner zählende Großstadt am Fuß der Sierra Maestra. In dem Gebirgszug erhebt sich mit dem 1.974 m hohen Pico Turquino der höchste Berg der Karibikinsel.

Bayamo – Kubas zweitälteste Stadt


Mit knapp einer Viertelmillion Einwohner gehört Bayamo zu den bevölkerungsreichsten Städten Kubas. Die Metropole liegt im Südosten der Insel am nördlichen Rand der Sierra Maestra. Bayamo ist die zweitälteste Stadt Kubas. Gegründet wurde sie im Jahr 1513 vom damaligen spanischen Gouverneur Diego Velázquez de Cuéllar. Im 16. Jahrhundert hieß die Stadt noch Villa de San Salvador. Bereits zwei Jahre zuvor wurde mit Baracoa die heute älteste Stadt der Karibikinsel gegründet. Sie liegt an der Honigbucht im Osten des Landes. Kuba diente den spanischen Eroberern als Operationsbasis für Expeditionen auf das amerikanische Festland und in die Karibik. Von Santiago de Cuba brach im Jahr 1517 eine Flotte zur Halbinsel Yucatán auf. 

Bayamo liegt 665 km Luftlinie von der kubanischen Hauptstadt Havanna entfernt. Im Süden zieht sich der Gebirgszug der Sierra Maestra entlang, der im Osten die Stadt Baracoa vollständig umschließt. Das unwegsame Gelände in dem Gebirge diente der kubanischen Revolutionsarmee unter Führung von Fidel Castro als Rückzugsort. Am Fuß des Pico Turquino hatte das Generalkommando sein Quartier. Bayamo ist die Hauptstadt der Provinz Granma. Die Bezeichnung für die Provinz geht auf den Namen der Yacht Granma zurück, mit der Fidel Castro und Ernesto Che Guevara im Dezember 1956 aus Mexiko kommend nach Kuba übersetzten. Sie gingen an der Küste der heutigen Provinz Granma an Land und begannen mit der Organisation des bewaffneten Aufstandes.

Bayamos Rolle im Kubanischen Unabhängigkeitskrieg

Im 19. Jahrhundert deuteten sich tief greifende Veränderungen an, die für die koloniale Großmacht Spanien dramatische Folgen haben sollten. Aufstände gegen die Besatzer aus Europa flammten auf mehreren Karibikinseln auf. So auch auf Kuba, wo am 10. Oktober 1868 der Zehnjährige Krieg begann. Es war der Erste von drei Unabhängigkeitskriegen, die die Kubaner gegen die spanischen Kolonialherren führten und Bayamo spielte in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Drei Tage dauerte der Kampf um die Stadt, dann hatten die Rebellen sie erobert. Andere Städte im Osten Kubas folgten. Im Jahr 1869 begannen die Spanier einen schrecklichen Vernichtungskrieg gegen die Aufständischen. Städte, die sich nicht ergaben, wurden erbarmungslos niedergebrannt. Damit Bayamo nicht in die Hände der verhassten Kolonialherren fällt, brannten die Rebellen die Stadt im Jahr 1869 nieder. Seither gilt Bayamo als „Wiege der kubanischen Nation“.

Heimat der kubanischen Nationalhymne

Die bedeutende Rolle von Bayamo für die kulturelle Identität der Kubaner wird auch an der Tatsache deutlich, dass die Stadt die Heimat der kubanischen Nationalhymne ist. Der Musiker und Komponist Pedro Figueredo ließ sich von der siegreichen Schlacht von Bayamo inspirieren und verfasste im 19. Jahrhundert den Text und die Melodie zur „La Bayamesa“, wie er sein Gedicht damals nannte. Nachdem Kuba im dritten Unabhängigkeitskrieg dank der Unterstützung durch die US-Amerikaner den endgültigen Sieg über die Spanier feierte, wurde das Lied zur kubanischen Nationalhymne erklärt. Das war im Jahr 1902. Bereits im Jahr 1868 wurde es von einer Gruppe Frauen auf dem zentralen Stadtplatz öffentlich gesungen. An dieser Stelle erinnert heute eine Gedenktafel mit dem Text an diesen historischen Moment.

Paseo Bayames – die Fußgängerzone im Stadtzentrum

Die Fußgängerzone Paseo Bayames im Zentrum von Bayamo zählt zu den schönsten in Kuba. Ein- und zweigeschossige Häuser in zarten Pastellfarben reihen sich aneinander. Nach dem verheerenden Brand im Jahr 1869 wurde die Stadt wieder aufgebaut, wobei viele Gebäude im alten Kolonialstil wiedererstanden. Lindgrün, zartrosa, orangefarben und himmelblau leuchten die Häuserfassaden im hellen Sonnenlicht. In der Mitte der Fußgängerzone lockern kleine Rasenflächen das Bild auf. Geschäfte, Restaurants und Cafés säumen den Boulevard. Obwohl die Auslagen längst nicht so prall gefüllt sind wie in westlichen Großstädten, herrscht eine freundliche Gelassenheit. Statt Mineralwasser gibt es in den Lebensmittelgeschäften jede Menge alkoholische Getränke, Eistee und süße Limonade. Aus diesem Grund: Möglichst vor dem Spaziergang über den Boulevard die Wasservorräte auffüllen.

Sehenswürdigkeiten in Bayamo


Wegen des schweren Brandes im 19. Jahrhundert und der damit verbundenen großflächigen Zerstörungen gibt es nur wenige Baudenkmäler in der Innenstadt von Bayamo. Ein Erbe aus der Kolonialzeit ist die Catedral de San Salvador de Bayamo. Der Kirchplatz vor dem Gotteshaus ist ein geschichtsträchtiger Ort. Hier wurde im Jahr 1868 erstmalig die kubanische Nationalhymne öffentlich gesungen. Die Kirche steht an der Plaza del Himno und wurde im Jahr 1613 erbaut. Aus dem Jahr 1740 stammt die Kapelle von Dolores.

Auf den Spuren der kubanischen Geschichte wandeln Sie mit einem Besuch im Museo Nico López. Es ist im Offizierskasino einer ehemaligen Kaserne untergebracht, die im Jahr 1953 von den Mitstreitern des Revolutionsführers Fidel Castro angegriffen wurde. Das Museum befindet sich in einem Park, der zusammen mit den Ausstellungsräumen im Jahr 1978 eröffnet wurde. Der Park ist die Bühne für verschiedene kulturelle Veranstaltungen wie das Bayamo's Flower Fair.

Der Parque Céspedes im Herzen von Bayamo mit der Plaza de la Revolución ist der wichtigste Treffpunkt der Einwohner. Hier erhebt sich das Rathaus, vor dem im Jahr 1868 erstmalig die Unabhängigkeit ausgerufen wurde. Das Areal lädt zum Relaxen unter Schatten spendenden Bäumen ein. An den Wegen stehen Marmorbänke, von denen Sie spielende Kinder und Ziegengespanne beobachten können.

Am Samstagabend ist es mit der idyllischen Ruhe vorbei, denn auf der Plaza de la Revolución wird eine große Party gefeiert. Die Kubaner lieben ihre Musik und lauschen mit Vorlieben den dröhnenden Klängen aus riesigen Boxen. Wer denkt, dass feurige Karibik-Schönheiten und Latinos die Hüften zum Klang der Salsa-Rhythmen schwingen, sieht sich jedoch eines Besseren belehrt. Sehen und gesehen werden heißt das Motto am Samstagabend und statt karibischer Tänze steht das Flanieren im Vordergrund. 

Im Park stehen Denkmäler, die an die berühmtesten Söhne der Stadt erinnern. Die Büste von Pedro Figueredos ist dem Verfasser der Nationalhymne gewidmet, während die Statue von Carlos Manuel de Céspedes an den gleichnamigen kubanischen Freiheitskämpfer erinnert. Céspedes war maßgeblich an der Planung und Ausführung des ersten kubanischen Freiheitskrieges beteiligt. In der Bevölkerung wird er als Gründer der kubanischen Nation verehrt. Céspedes wurde am 10. April 1869 zum Präsidenten der damals noch im Untergrund agierenden kubanischen Republik gewählt.

Kommandostation der Rebellen in der Sierra Maestra


Vor den Toren von Bayamo erstreckt sich die Gebirgslandschaft der Sierra Maestra. Die schwer zugänglichen Bergregionen mit ihrer üppigen tropischen Vegetation dienten den Rebellen um Fidel Castro in den 1950er Jahren als Versteck und Rückzugsort. Am Fuß des 1.974 m hohen Pico Turquino befand sich die Kommandozentrale der Rebellen. Heute ist die Bergregion im Osten Kubas ein Nationalpark mit einer artenreichen Flora und Fauna. An den Hängen des höchsten Berges ziehen sich immergrüne Wälder entlang. In höheren Lagen weicht die tropische Vegetation einem lichten Bergwald mit Baumfarnen, um in der Gipfelregion in einen Kiefernwald überzugehen.

Eine geführte Wanderung in der Sierra Maestra führt Sie zum sogenannten Comandancia de la Plata. Dabei handelt es sich um das ehemalige Hauptquartier der Revolutionäre, das versteckt im Wald liegt. Die Kommandostation besteht aus mehreren Holzhütten, in der teilweise noch heute die alten Einrichtungsgegenstände sowie Flaschen und Munition zu besichtigen sind. Selbst eine Funkstation, die von Che Guevara in den 1950er Jahren benutzt wurde, befindet sich im Inneren einer Hütte. Ausgangspunkt für die Tour ist die kleine Ortschaft Santo Domingo, wo Sie mindestens eine Übernachtung einplanen sollten.

Playa Las Coloradas – historischer Strandabschnitt in der Provinz Granma

Rund zweieinhalb Autostunden südlich von Bayamo befindet sich ein weiterer geschichtsträchtiger Ort in der Provinz Granma. Die Playa Las Coloradas ist der Strand, an dem am 2. Dezember 1956 Revolutionsführer Fidel Castro mit der Yacht „Granma“ landete. Die Landung markierte den Auftakt zum bewaffneten Aufstand der Rebellen, der am 1. Januar 1959 mit einem Sieg der Revolutionstruppen endete. An dieses historische Datum erinnert das Denkmal Portada de la Libertad, das zum Gedenken an die Landung errichtet wurde. Die Skulptur zeigt eine maßstabsgetreue Nachbildung des Schiffes, mit dem die Mitglieder der Revolutionsgarde von Mexiko aus übersetzten.

Die Playa Las Coloradas ist 2,5 km lang und überrascht mit rostrotem, leicht milchigem Wasser. Dieses für die Karibik ungewöhnliche Phänomen entsteht durch den üppigen Bewuchs mit Roten Mangroven an diesem Küstenabschnitt. Der Strand ist im Gegensatz zu anderen Stränden auf Kuba kein ausgesprochenes Badeparadies. Vielmehr ist er ein Stück authentische Natur, die zum Relaxen einlädt. Um an den Strand zu gelangen, gehen Sie den gleichen Weg, den in den 1950er Jahren die Rebellen nahmen. Unweit von diesem Standort nimmt der archäologische Naturpfad El Guafe seinen Anfang. Der Weg führt zu einer Höhle mit vorgeschichtlichen Felsritzungen.

Der Strand liegt im Nationalpark Desembarco del Granma, der im Jahr 1986 eingerichtet wurde und vor allem wegen seiner geologischen Besonderheiten hervorsticht. In dieser Region Kubas stoßen zwei Kontinentalplatten aufeinander: Die Karibische und die Nordamerikanische Platte. Bekannt wurde das Naturparadies aufgrund seiner terrassenförmigen Strukturen und der zahlreichen Karsthöhlen. Die Terrassen sind sichtbare Zeichen der tektonischen Verwerfungen an der Bruchstelle der Kontinentalplatten. Auch unterhalb der Wasseroberfläche setzt sich die geologische Struktur fort. Vor der Küste liegt das Korallenriff Cabo Cruz und in Küstennähe wachsen dichte Mangrovenwälder. Manche Karsthöhlen bergen einige archäologische Schätze. An den Wänden befinden sich prähistorische Zeichnungen und Ritzungen, die die ursprünglich hier ansässigen Taino-Indianer angefertigt haben.

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